10.05.2016
Angst vor Datenklau? Kein Vertrauen in Cloud-Dienstleister wie Dropbox und Co.? Dann kann ein eigener Server eine Alternative für Sie sein. Die Möglichkeiten sind groß, doch den Aufwand für Einrichtung und Betrieb sollten Sie nicht unterschätzen.
Berlin/Hannover – Gestohlene Nutzerkonten, Datenlecks, persönliche Bilder landen im Netz - bei solchen Nachrichten fragen sich viele Nutzer, wie sicher ihre Daten bei kommerziellen Cloud-Speicherdiensten sind. Trotz dieser Horrormeldungen sind Cloudspeicher eine komfortable und meist auch sichere Lösung, um von nahezu jedem Ort der Welt auf seine Daten zuzugreifen. Wer sich dabei nicht auf Marktgrößen von Dropbox, Google und Co. verlassen will, kann auch seinen eigene Datenwolke einrichten.
Dazu braucht man drei Dinge: Internetzugang, Cloud-Software und Speicherplatz. Der steckt entweder in einem Computer oder einer Netzwerkfestplatte zu Hause. Oder man mietet Speicherplatz im Netz. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile.
Der Mietspeicher ist dann eine Wahl, wenn es schnell gehen soll, flotter Zugang wichtig ist und nicht daheim ständig ein Gerät unter Strom stehen soll. Aber: „Eine höchstmögliche Kontrolle über ihre Daten haben Nutzer da nicht“, sagt Valentina Djordjevic vom Informationsportal „irights.info“. Wer einen Anbieter mit Serverstandorten in Deutschland wählt, genießt aber höheren Datenschutz als etwa bei Anbietern aus den USA. „So können zum Beispiel die US-Ermittlungsbehörden jederzeit auf die Daten zugreifen“, sagt Djordjevic. Vom Rund-um-Sorglos-Paket, bei dem der Anbieter sich um Einrichtung und Administration der Cloud kümmert, bis hin zur reinen Server-Bereitstellung ist alles möglich. „Dabei muss man alles selbst machen“, sagt Oliver Diedrich von der Fachzeitschrift „c`t“ zur letzten Option. Vom Aufspielen der Cloud-Software der Wahl bis hin zu regelmäßigen Daten-Backups.
Ähnlich verhält es sich, wenn der Cloudserver zu Hause stehen soll. Für normale PC-Anwender klingt das furchtbar kompliziert. Sie beruhigt Diedrich: „Es ist keine Raketenwissenschaft. Wahnsinnig technisch versiert muss man auch nicht unbedingt sein.“ Ein wenig aber schon. Das geht bei der Hardware los. Ein ausrangierter Rechner kann ebenso ein Server sein, wie der Mini-Computer Raspberry Pi, ein NAS-Netzwerkspeicher oder ein Microserver. Nicht nur der Preis ist hier Entscheidungskriterium, sondern auch der Einsatzbereich. Müssen regelmäßig und schnell große Datenmengen abgerufen werden, sind NAS oder Raspberry Pi dem Microserver klar unterlegen. Ein NAS ist eher für den Betrieb im heimischen Netzwerk gedacht, um Bilder, Musik und Filme für alle Geräte im Haushalt bereitzustellen. Einige Modelle erlauben mit der richtigen Software auch den Zugriff von unterwegs - über den Browser oder Smartphone-Apps.
Für den eigenen Heimserver, sei es nun ein ausrangierter PC, der Raspberry Pi oder ein Microserver, empfiehlt Oliver Diedrich Linux als Betriebssystem. „Das ist kostenlos.“ Microsoft und Apple lassen sich ihre Serverlösungen bezahlen. Außerdem braucht man eine Cloud-Software. Zu den bekanntesten zählen Owncloud oder Seafile. Owncloud kann etwa Kalendereinträge synchronisieren und Daten mit anderen Nutzern teilen, mit Erweiterungen sind auch Videostreams möglich. Seafile bietet unter anderem Dateiverschlüsselung und Möglichkeiten zum Teilen und gemeinsamen Bearbeiten von Dateien.
Ein großer Nachteil der Heimserver ist die Abhängigkeit von der heimischen Internetverbindung. Die sind in Deutschland nämlich oft asymmetrisch und laden Daten schneller aus dem Netz herunter als in die andere Richtung. Ein DSL-50-Anschluss etwa lädt Dateien mit maximal 50 Megabit pro Sekunde (MBit/S) herunter. In der Gegenrichtung können aber Dateien von der heimischen Festplatte oder dem Server nur mit 2,5 bis zehn MBit/S ins Netz geladen werden. „Das reicht noch für Musikstreams und auch Filme in Normalauflösung, eher nicht für HD“, sagt Diedrich.
Auch um die Sicherheit müssen sich Heimserverbetreiber selber kümmern. „Die Server-Software muss aktuell gehalten werden“, sagt Valentina Djordjevic. Die Datenübertragung muss per Transportverschlüsselung gesichert sein, bestenfalls werden die Daten auch verschlüsselt auf dem Server gespeichert. „Nutzer müssen auch noch daran denken, regelmäßige Daten-Backups zu machen.“ Der Übergang aus dem Heimnetz ins Internet sollte entsprechend abgesichert werden. Der Übergang sei meist der Router, erklärt Tim Griese vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. „Dazu gehört, die Firmware des Routers auf dem aktuellen Stand zu halten.“ Nur so bleibt die eigene Cloud auch zu Hause ein sicherer Ort für die eigenen Daten.
Mit der Frage „Sicherheit in der Cloud“ beschäftigt sich das folgende Video:
Quelle: YouTube/DW (Deutsch)
Text: dpa/tmn/pvg