Die neue Wohnung, dank niedriger Mieten etwas weiter außerhalb der größeren Städte, ist perfekt geschnitten, modern und dazu noch bezahlbar. Schnell ist der Mietvertrag unterschrieben und der Umzug wird geplant. Bei all der Vorfreude vergessen viele Umzugswillige allerdings oft, ob denn in der neuen Wohnung auch eine schnelle DSL-Verfügbarkeit vorhanden ist. Ist der Miet- oder gar Kaufvertrag erst einmal unterschrieben, ist es zu spät sich über den fehlenden DSL-Ausbau am neuen Wohnort zu beklagen. Dennoch ist das moderne Leben ohne ausreichend schnelle Internetverbindung nur noch bedingt realisierbar.
Wer sich anfangs noch denkt, dass man sich an jede Situation gewöhnen kann - schließlich ging es früher sogar mit langsamen 56k-Modems ins Internet - wird schnell von der Realität eingeholt. Werbebanner, Flashanimationen, Betriebssystemupdates, E-Mail-Anhänge und andere die Bandbreite raubende Inhalte sind plötzlich nicht mehr nebenher zu erledigen, sondern nur noch mit viel Geduld und regelmäßigen Abbrüchen aufgrund zu langsamer Leitungen. Audio- und Videostreaming oder gar umfangreiche Downloadspiele fallen ohne zügiges Internet sogar ganz aus dem Raster. Selbst der schnelle Blick auf die Fahrplan-App des Smartphones wird zum Geduldsspiel.
Die Bundesregierung ist sich der Problematik mit fehlender Internet-Infrastruktur in ländlichen Umgebungen bewusst und hat mit einer Breitbandstrategie darauf geantwortet. Dabei wurden die Provider jedoch nicht verpflichtet, auch kleinste Dörfer kostenintensiv mit neuen Telefon- und Internetkabeln zu versorgen - die Alternative nennt sich LTE und ist eine funkbasierte Lösung. So ist es das Ziel der Bundesregierung bis zum Jahr 2014 mindestens 75 % der deutschen Haushalte mit einer Internetgeschwindigkeit von mindestens 50 Megabit pro Sekunde anzubinden. Das ist in Großstädten zwar problemlos via DSL oder (Fernseh-)Kabel und Glasfaser möglich, rechnet sich aber nicht mehr, wenn selbst kleinste Gemeinden versorgt werden müssen.
Damit sich der Breitbandausbau auch für die Provider rechnet, werden daher bevorzugt Funklösungen wie LTE und UMTS etabliert. Dient UMTS schon seit einiger Zeit als mobiler Datenturbo für Smartphones und Tablets, schwenken einzelne Internetprovider schon jetzt großflächig zu diesem DSL-Ersatz um - wo DSL mit ausreichender Geschwindigkeit verfügbar ist, sollte dieses allerdings auch tatsächlich genutzt werden. Zur Übersicht der DSL-Alternativen. In ländlichen Umgebungen, oft viele Kilometer von den nächsten Verteilerstationen, den sogenannten DSLAMS, entfernt, ist an schnelle und zuverlässige DSL-Verbindungen jedoch nicht mehr zu denken.
Selbst UMTS hat hier Reichweitenprobleme: Um entfernt liegende Gemeinden abzudecken, müssten die Anbieter viele zahlreiche Mobilfunkmasten aufstellen und warten. Das scheitert jedoch oft nicht nur an den entstehenden Kosten, sondern nicht zuletzt auch an Protesten der Anwohner. Die Lösung lautet LTE, Long Term Evolution. Hier wird für den ländlichen Raum auf der ehemals für terrestrisches Analogfernsehen genutzten Frequenz 800 Megahertz gefunkt. Diese Frequenz hat den Vorteil einer sehr hohen Reichweite, so dass ein LTE-Funkmast eine Reichweite von bis zu 15 Kilometern abdeckt. Die Geschwindigkeit des LTE-Internetzugangs richtet sich dabei nach dem Ausbau des verantwortlichen Providers, kann aber pro Funkzelle bis zu 100 Megabit pro Sekunde betragen.
Im Gegensatz zu UMTS, wo der Seitenaufbau im Internet eine gewisse Zeit dauert, sind Internetseiten bei LTE in Sekundenbruchteilen aufgebaut. Das liegt nicht nur an der höheren Geschwindigkeit von maximal 100 Megabit pro Sekunde, sondern auch an anderen technischen Verbesserungen, die für eine geringe Latenz sorgen. Allerdings wird die maximale und oft beworbene Geschwindigkeit von 50 oder 100 Megabit pro Sekunde bei LTE nur für die gesamte Funkzelle, nicht aber für den einzelnen Internetanschluss garantiert. Bedeutet: Surfen in der Reichweite des genutzten Mobilfunkmastes mehrere Nutzer via LTE, teilen diese sich die maximale Bandbreite. So kann es in Stoßzeiten, abends und am Wochenende beispielsweise, zu deutlich geringeren Internetgeschwindigkeiten kommen. Ebenfalls berücksichtigt werden sollte das im Vertrag festgelegte freie Datenvolumen.
Wer zu oft und zu viel aus dem Internet herunterlädt, beispielsweise durch Updates, Downloads oder Videostreams, wird unter Umständen auf eine geringere Geschwindigkeit heruntergestuft. Das Inklusivvolumen liegt dabei je nach Provider und gewähltem Vertrag zwischen 5 Gigabyte und 30 Gigabyte im Monat. Beim Umzug sollte daher nach Möglichkeit nicht nur auf eine schöne Wohngegend und eine gepflegte Bausubstanz geachtet werden, sondern im Zweifel auch auf die mögliche Internetanbindung. UMTS eignet sich nur selten als DSL-Ersatz, LTE ist zumindest als Notlösung eine sinnvolle Alternative - wenn denn auf das Datenvolumen geachtet wird.